Informationsveranstaltung zum Nahwärmenetz in Westhausen am 03.07.2024

Rund 200 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung der Gemeindeverwaltung und der Firma GP JOULE aus Buttenwiesen bei Donauwörth zum ersten allgemeinen Nahwärme-Infoabend am 03. Juli 2024 in die Turn- und Festhalle gefolgt und zeigten großes Interesse an den Plänen für das klimafreundliche und lokale Wärmenetz für Westhausen. Der verantwortliche Projektentwickler Dr. Stefan Thiemann und Kundenberater Johannes Hoschka (beide GP JOULE) stellten die Firma, die Funktionsweise eines Nahwärmenetzes und den derzeitigen Stand der Planungen für Westhausen während der aktuellen Phase der Projektentwicklung vor.

So funktioniert ein Wärmenetz

Die bauliche Erschließung einer Gemeinde mit einem Wärmenetz erfolgt in Teilabschnitten und umfasst mehrere Jahre. Parallel zur Errichtung einer Wärmeerzeugungs-Anlage wird dazu ein Rohrleitungsnetz, in dem das etwa 70 °C warme Wasser transportiert wird, in der Straße verlegt. Die Wärme kann dabei grundsätzlich mit verschiedenen Technologien aus erneuerbaren Energien erzeugt werden, beispielsweise durch eine Hackschnitzelanlage oder eine Groß-Wärmepumpe, die idealerweise sogar mit Strom aus einer örtlichen Photovoltaik- oder Windenergie-Anlage versorgt wird. In jedem Fall wird an einer entsprechenden lokalen Heizzentrale nicht nur Wärme erzeugt und in das Wärmenetz geleitet, sondern auch die nicht benötigte Wärme als warmes Wasser in Pufferspeichern zwischengespeichert. Dieses Prinzip ermöglicht es, die Wärmeerzeugung von der Wärmenutzung zeitlich zu entkoppeln und flexibel verfügbar zu machen. So kann sichergestellt werden, dass ein Wärmenetz Bedarfsschwankungen ausgleichen kann und zu jeder Zeit kurzfristig ausreichend Wärme zur Verfügung steht. Zusätzlich sichert in jeder Wärmeerzeugungsanlage ein Spitzenlastkessel die Versorgung bei Verbrauchsspitzen (vor allem in der Winterzeit) und dient als Reserve. Um das lokale Wärmenetz zu betreiben, werden die Renergiewerke Westhausen GmbH als eigenständige Wärmenetzgesellschaft gegründet. So hat Westhausen nun die Möglichkeit, sich durch nachhaltig und vor Ort erzeugte Wärme zu versorgen. Gleichzeitig hat Westhausen damit die Chance, sich unabhängig von der stetig steigenden CO2-Bepreisung für fossile Brennstoffe zu machen.

Eine eigene kompakte Übergabestation fungiert für die Anschlussnehmer als Wärmetauscher und übergibt die Wärme des Wärmenetzes an den eigenen Heizkreislauf im Haus. Dabei können bestehende Heizkörper unverändert weiter genutzt werden und müssen nicht ausgetauscht werden. Während der gesamten Vertragslaufzeit wird diese Übergabestation von der Betreibergesellschaft kostenlos gewartet, repariert oder ausgetauscht.

Um ein Wärmenetz erfolgreich umzusetzen, ist eine ausreichend hohe Wärmeabnahme sowohl aus technischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen notwendig. Das Wärmenetz wird nur in Straßen verlegt werden können, in denen genügend Haushalte Wärme beziehen werden. Haushalte, die zu diesem Zeitpunkt noch keinen Bedarf an einer neuen Heizung haben, sich aber dennoch einen zukünftigen Anschluss an das Wärmenetz sichern möchten, haben zwei Möglichkeiten: Mit einem Teilanschluss ohne sofortige Wärmeabnahme wird die Wärmenetzleitung ca. 1,5 Meter auf das eigene Grundstück gelegt und dort verschlossen. Mit einem Netzanschluss ohne sofortige Wärmeabnahme wird die Wärmenetzleitung bis ins Haus gelegt. So kann dann kurzfristig – wenn die alte Heizung kaputt geht – die Wärmelieferung starten. Mit einem Vollanschluss können die Haushalte direkt an die Wärmeversorgung angeschlossen werden.

Die Preisgestaltung im Bereich Fernwärme ist gesetzlich reguliert, um Fairness und Transparenz für die Kundinnen und Kunden sicherzustellen. Eine Anpassung der Preise ist nur im Rahmen der Preisänderungsformel, die mittels der jeweiligen Indizes die Wärme-Erzeugungsstruktur in einem Wärmenetz abbildet, möglich. Alle Indexwerte werden vom Statistischen Bundesamt zur Verfügung gestellt und veröffentlicht. Dadurch ist sichergestellt, dass eine willkürliche Preiserhöhung verhindert wird.

So geht es weiter - Interessensabfrage

Um eine möglichst realistische Planung zu ermöglichen, führt die Firma GP JOULE derzeit eine Interessensabfrage durch, um zu ermitteln, ob und wo grundsätzlich Bedarf an einem Wärmenetzanschluss besteht. Diese Erkenntnisse sind wichtig für die Reihenfolge der Erschließung der Bauabschnitte sowie die weitere konkrete Planung des Gesamtprojektes. Deshalb sind die Rückmeldungen für den weiteren Verlauf des Wärmenetz-Projektes entscheidend. Auf dieser Basis werden die Konzept-Planungen für Westhausen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde fortgeführt und das passende Wärmeerzeugungskonzept definiert. Ebenso werden die individuellen Preise für das Westhausener Wärmenetz für einen Hausanschluss sowie Arbeits- und Grundpreis bei Wärmebezug ermittelt. Nur bei ausreichendem Interesse an dem Wärmenetz in Westhausen kann das Projekt Anfang 2025 die nächste Phase erreichen. In diesem Fall wird zu Beginn der Beratungs-Phase eine zweite Informationsveranstaltung stattfinden, in der alle Details – insbesondere auch die Anschlusskosten sowie die Kosten je kWh – für das Wärmenetz in Westhausen erläutert werden.

Teilnahme an Interessensabfrage auch online möglich

In diesen Tagen wird die unverbindliche Interessensabfrage per Brief an alle Bürgerinnen und Bürger in Westhausen und Reichenbach verteilt. Eine Teilnahme an der Umfrage ist auch online möglich. Hierbei besteht zusätzlich die Möglichkeit, eigene Anregungen und Erwartungen in Bezug auf das Wärmenetz mitzuteilen. Dafür einfach den QR-Code scannen und unverbindlich Rückmeldung zum Interesse am Wärmenetz in Westhausen geben! Um eine Teilnahme wird bis zum 26. Juli 2024 gebeten.


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