Die Burgstelle „Schlössle“ befand sich einst auf einem Felssporn der Winterhalde, oberhalb von Reichenbach.
Sie wurde erstmals anno 1240 im Güterverzeichnis des Klosters Ellwangen amtlich erwähnt und war einst Sitz des Reichenbacher Ortsadels. Zu diesem Zeitpunkt befand sie sich im Besitz des Freien Heinrich von Reichenbach.
Urkundlich erfasst wurde das „Schlössle“ auch noch in den Jahren 1260 (Kloster Mödingen) und 1283 (Kloster Kaisersheim). Erst ab dem Jahr 1354 verlieren sich die amtlichen Eintragungen über die Burganlage.
Interessanterweise existierte das in dieser Zeit auch bewohnte „Schlössle“ ungefähr im selben Zeitabschnitt wie die etwa drei Kilometer davon entfernte Agnesburg.
Der Sage nach war der letzte Herr des „Schlössle“ im Gegensatz zur edlen und mildtätigen „Jungfer Agnes“ von der Agnesburg keinesfalls ein Wohltäter für seine Untertanen in Reichenbach. Er soll diese nämlich immer wieder ausgebeutet und auch misshandelt haben.
Der Volksmund berichtet hierzu, dass die Reichenbacher Bauern eines Tages, als das Maß des Erträglichen voll war, die Burg gestürmt, den Schlossherrn umgebracht und danach die Burg vollständig abgetragen hätten, sodass bis heute nur noch ein kleiner Rest einer ehemaligen Umfassungsmauer übrig geblieben ist.
Die Grundfläche des „Schlössle“ betrug ziemlich genau 35 x 45 m und sie war somit um etwa ein Drittel größer als die Agnesburg.
Leider gibt es offensichtlich bis heute keine bildhafte Darstellung über das tatsächliche Aussehen und die Form des Reichenbacher „Schlössle“. In der im Jahr 1907 aufgelegten Chronik von Dr. August Gerlach findet sich jedoch unter der Rubrik „Strafrechtspflege“ und „Freiheitsstrafen“ folgende bemerkenswerte Aussage:
„Westhausener Straftäter wurden zur Verbüßung ihrer Strafe in den Reichenbacher Turm gesperrt, der bis ca. 1691 an dem heutigen Walddistrikt „Schlößle,“ wohl als Überrest einer mittelalterlichen Befestigung, bestand“.
Diese Aussage kann auf jeden Fall als eindeutiger Nachweis des Bestehens des „Schlössle“ gewertet werden, und gleichzeitig gibt sie uns auch noch eine ungefähre Vorstellung davon, wie das „Schlössle“ hoch über Reichenbach wohl einmal ausgesehen haben könnte.
Ungefähr 50 Meter östlich des „Schlössle“ entspringt übrigens auch die Quelle des Reichenbachs in einer sich hier befindlichen Schlucht. Diese Quelle sicherte wohl einst die Wasserversorgung der Burgbewohner.
Durch den Autobahnbau von 1980 bis 1986 wurde sie jedoch stark verändert und ist heute längst nicht mehr so ergiebig wie zu früheren Zeiten.
Wer sich nun aufmacht, um die „Schlössle“ – Anlage zu besichtigen, kann auf jeden Fall ohne Schwierigkeiten den früheren Standort der Kernburg ausmachen und er erhält somit auch ein Bild von deren ehemaliger Größe.
Auch ein Teil des Verteidigungsgrabens der Burg kann noch problemlos aufgefunden werden sowie die teilweise unter Erde und Wurzeln liegenden, noch übrig gebliebenen Umfassungsmauerreste.
Auf dem ebenen, mit viel Immergrün bewachsenen Plateau der Anlage ist eine Schautafel angebracht, woraus man einiges Wissenswertes über die Geschichte des „Schlössle“ erfahren kann.
Auch zwei Bänke und ein Tisch wurden erstellt, damit sich müde Wanderer hier erholen können.
Der Sitz des ehemaligen „Schlössle“ ist nicht schwer zu finden. Man durchwandert Reichenbach, geht am Ortsende auf den Wald in Richtung Kapfenburg zu und nach wenigen hundert Metern schon weist ein Schild rechts ab auf den historischen Weg hin, der zum „Schlössle“ führt.
Nach ungefähr 15 Minuten Gehzeit hat man das Ziel erreicht.